Elbe-Elster-Bonsaiforum
Würden Sie gerne auf diese Nachricht reagieren? Erstellen Sie einen Account in wenigen Klicks oder loggen Sie sich ein, um fortzufahren.

Pflege von japanischen Schwarz- und Rot-Kiefern

Nach unten

Pflege von japanischen Schwarz- und Rot-Kiefern Empty Pflege von japanischen Schwarz- und Rot-Kiefern

Beitrag  hoesy Do 21 Feb 2013 - 19:58

Hi Männer,

hier gibt es etwas ganz feines! Ich habe von Heike aus dem Bonsai Fach Forum die Genehmigung euch diese Übersetzung hier zu zeigen.
Viel Spaß beim lesen und der Anwendung! (Sascha, da bringen wir deine Schwarzkiefer ein gutes Stück weiter!)

Übersetzung: Heike van Gunst

Japanische Schwarzkiefer (Pinus thunbergii) und jap. Rotkiefer (Pinus densiflora)
Die Pflege von Kiefernarten mit zwei Austrieben im Jahr nach Ryan Neil (Vortrag im Januar 2013 bei Willowbog-Bonsai, England)

Bei der Kiefer, insbesondere der Schwarzkiefer, kommt die Hauptenergie aus den Wurzeln. Sind die Wurzeln gesund und kräftig, so kann sie (im Gegensatz zum Wacholder, der sehr von genügend Laubmasse abhängig ist) einen erheblichen Rückschnitt der Grünmasse verkraften.

Hierzu ist es interessant zu betrachten, aus welchem Lebensraum die japanischen Kiefernarten kommen.
Die Mädchenkiefer wächst in den Bergen und macht dort nur einen Austrieb im Jahr.
Die Rotkiefer wächst in den flachen und mittleren Lagen und macht zwei Austriebe.

Die Schwarzkiefer ist ein Küstenbaum, der auf den südlichen japanischen Inseln direkt in Wassernähe wächst. Häufig treffen Ende Mai oder Anfang Juni schwere Stürme auf diese Küstenregionen, die dann die jungen Kerzen und viele Nadeln der Schwarzkiefern abbrechen bzw. ausreißen. Daran ist diese Kiefernart gut angepasst, denn sie kann dann zügig einen zweiten Austrieb bilden, der bis zum Winter voll ausreifen kann. Diese Eigenschaft können wir uns für Bonsai zu Nutze machen, weil der zweite Austrieb kürzer, kompakter, mit kleineren Nadeln ist und zusätzliche Verzweigung bringt.

Wir müssen jedoch dafür sorgen, dass der Baum stark genug ist für das Kerzenschneiden und Nadeln zupfen, um einen guten zweiten Austrieb hervorzubringen. Hierfür spielt das Düngen eine entscheidende Rolle. Drei Gaben von organischem Dünger im Abstand von vier Wochen sollten unbedingt erfolgt sein, ehe dieser Eingriff erfolgt. (Bei sehr reifen Bäumen 2 Gaben im Abstand von 6 Wochen).
Um auch in Regionen mit kurzer Wachstumsperiode und nicht extrem starker Sonneneinstrahlung zuverlässig einen voll ausreifenden zweiten Austrieb zu produzieren, muss unser Zeitplan genau stimmen.

Hier der Jahreszyklus der Schwarzkiefernpflege:

Frühling (jederzeit):
Ausbalancieren der Wuchskraft durch Nadeln zupfen.
Die unteren Äste sind die wichtigsten, meist aber auch die schwächsten. Wie viele Nadeln der schwächste Ast pro Trieb hat, ist die Richtlinie, wie viele an den oberen Ästen und der Spitze belassen werden. Das Minimum, was erhalten bleiben sollte, ist jedoch 10 – 12 Nadelpaare. Hat der schwächste Ast weniger Nadeln, so bleibt ein Unterschied, aber der ist schon mal verkleinert.

Düngen.
Dreimal im Abstand von 4 Wochen organischen Dünger auflegen (bei sehr reifen Bäumen zweimal im Abstand von 6 Wochen). Bei unserer eher kurzen Wachstumsperiode (im Vergleich mit dem südlichen Japan) dürfen wir mit dem Kerzenschneiden nicht zu spät dran sein. Wenn wir Ende Mai – Anfang Juni schneiden wollen, müssen wir bereits Anfang März die erste Düngergabe einplanen! Für die meisten Baumarten wäre dies viel zu früh, aber die Schwarzkiefer verträgt dies und setzt den Dünger auch um. Vorteilhaft ist es, wenn die Bäume im Gewächshaus stehen, also nicht zu niedrigen Temperaturen ausgesetzt sind.
Also: Dünger Anfang März, Anfang April, Anfang Mai.

Kerzen schneiden Ende Mai / Anfang Juni.

Alle Kerzen werden gleichzeitig geschnitten, egal wie lang, stark oder schwach sie sind! Es wird nur ein kleiner Stumpf (ca. 5 mm) mit wenigen Nadelpaaren belassen. Bei nicht ausgetriebenen Knospen wird die Spitze abgeschnitten. Dann machen auch sie einen Austrieb. Würde man die nicht ausgetriebenen Knospen in Ruhe lassen, könnten sie noch jahrelang vor sich hin schlafen und unverändert nicht austreiben.
Noch einmal Nadeln zupfen, auf 6 – 8 Nadelpaare.

Sommer:
In Ruhe lassen!
Nach dem Kerzenschneiden bleiben die Schwarzkiefern an ihrem sonnigen Platz, werden normal gewässert, aber keinesfalls gedüngt. Es wird solange nichts an ihnen getan, bis der neue Austrieb ausgehärtet ist. Diesen Zeitpunkt erkennt man daran, dass die Nadeln a) spitz und stechend sind, b) dunkelgrün und c) stabil festsitzen.

Nadeln zupfen
Es kann erneut gezupft werden, auf 6 – 10 Nadelpaare. Ausgleich beachten.

Wieder düngen
Bis zum Herbst wieder normal düngen, also mindestens zweimal im Abstand von 4 – 6 Wochen organischen Dünger auflegen.

Herbst:
Triebe selektieren.
An den meisten Stellen werden sich mehrere neue Triebe gebildet haben, 3, 4 oder sogar 5 Stück. Jetzt ist der Zeitpunkt, um an jeder Stelle auf zwei Triebe zurückzuschneiden. Man wählt nach den folgenden Kriterien:
a) gleichstark, b) schöner Winkel, c) lateral angeordnet.
Wenn kein schöner Winkel zwischen den beiden besten Trieben entsteht, so verzichtet man manchmal auf c), wenn man dann den Winkel mit Drahten korrigieren kann. Keinesfalls möchte man ein „U“ bekommen. Ist dies anders nicht zu verhindern, lässt man nur einen Trieb stehen und hofft im nächsten Jahr auf einen schöneren Winkel der neuen Triebe.
Im schwächsten Bereich des Baums hat man oft z.B. einen starken Trieb und zwei schwache. Hier verzichtet man auf Kriterium a) und belässt wegen des Wuchskraftausgleichs den starken und einen schwachen Trieb. Dies stärkt den schwachen Ast.

Nadeln zupfen
Es werden niemals alle alten Nadeln entfernt! Dies würde den Baum zu sehr schwächen und wenn es mehrere Jahre nacheinander praktiziert würde, könnte der Baum sterben. Die frischen jungen Nadeln machen Photosynthese und produzieren damit Nahrung. Die alten Nadeln jedoch beinhalten wichtige Hormone für neue Knospen! Im Herbst werden also ggf. einige alte und auch neue Nadeln gezupft.
Besonders lange Nadeln werden gezupft und solche direkt am Stamm.
Es wird eine saubere Linie am unteren Rand der Äste gezupft, nach unten hängende Nadeln werden entfernt. Ebenso werden die Nadeln, die eng zwischen den Trieben sitzen, entfernt und sich kreuzende Nadeln.

Winter:
Winterruhe!

Dann beginnt der Zyklus von vorne.

Heike, vielen Dank noch mal!
hoesy
hoesy

Anzahl der Beiträge : 804
Anmeldedatum : 06.10.09
Alter : 36
Ort : Bad Liebenwerda

http://hoesys-bonsai.blogspot.de/

Nach oben Nach unten

Nach oben


 
Befugnisse in diesem Forum
Sie können in diesem Forum nicht antworten